Rezension von „Feuerwehrfitness – Fit für jeden Einsatz“

Cover Feuerwehrfitness

Das Thema Fitness von (freiwilligen) Feuerwehrangehörigen geriet 2002 nach Veröffentlichung der STATT-Studie in den Fokus und periodisch brodelt die Frage nach dem Leistungszustand von Atemschutzgeräteträgern in Foren wie Diskussionen hoch. Die Feuerwehrfitness bleibt daher stets aktuell. Basierend auf der Selbsteinschätzung von Atemschutzgeräteträgern und persönlichen Beobachtungen schrieb Martin Brombeis, diplomierter Fitness- und Gesundheitstrainer, eine Anleitung, die Feuerwehrangehörige beim Training zur Erreichung größerer Leistungsfähigkeit unterstützen möchte.

Fitness und das Erreichen derselben sind komplex. Brombeis betont, dass er nur die Grundlagen zeigen und die Motivation aufbauen kann, die sportliche Betätigung jedoch professioneller Begleitung zur Zielerreichung bedarf. Am Beginn steht deshalb die Frage nach dem persönlichen „Warum“ – das, wenn man den Bezug zur Feuerwehr herstellt, eigentlich schnell klargestellt ist. Davon unabhängig zählt er eine Reihe von intrinsischen und extrinsischen Gründen auf, weshalb man Sport machen sollte, angefangen von der Optik, über die Stärkung des Immunsystems bis hin zur Verletzungsprophylaxe.

Obwohl der Titel „Feuerwehrfitness“ lautet, lassen sich die Ratschläge auch „nur“ für das tägliche Leben anwenden: „Feuerwehfitness ist ein Training, das uns für den Ernstfall und das tägliche Leben vorbereitet“ (S. 21). Natürlich zeigt der Autor die speziellen Belastungen und sportlichen Erfordernisse an Feuerwehrangehörige mehrfach; mehr noch, er stellt einen speziellen Trainingsplan für Feuerwehrleute zur Verfügung, der auf die Ausdauer zugeschnitten ist.

Die Anwendbarkeit für das tägliche Leben zeigt sich bspw. auch bei Tipps gegen die Zivilisationskrankheit Nackenschmerzen und andere körperliche Dysbalancen, ohne dabei die Ganzheitlichkeit des menschlichen Muskel- und Sehnenapparates aus den Augen zu verlieren sowie der Bereitstellung eines Trainingsplans zum Abnehmen. Ziel ist es immer, alle Bewegungsarten abzudecken, also funktional zu trainieren. Hierzu zeigt er in Schrift und Bild Übungen, die Schritt für Schritt erklärt werden und was diese körperlich bewirken. Allerdings ist die Erklärung bisweilen nicht ganz verständlich bzw. ohne professionelle Begleitung nicht richtig auszuführen.

Die praktischen Ausführungen leitet Brombeis in kurzen Worten theoretisch her, um die Zusammenhänge deutlich herauszustellen. So erfährt man die Relevanz der unterschiedlichen Ausdauerarten; die Beziehung zwischen Pausenlänge, Intensität und Wiederholungen auf der einen und Maximalkraft, Muskelaufbau, Kraftausdauer auf der anderen Seite. Brombeis legt mit Ratschlägen begleitet dar, dass die Verbesserung der eigenen Leistung nur mit Progression möglich ist.

Zum Sport gehört auch das Thema Ernährung. In einem groben Überblick erklärt er, welche Stoffe für welchen Körpervorgang gut sind und wann welche Nahrung gegessen werden sollte. Das Thema Supplemente ist hier allerdings kritisch zu hinterfragen, denn für das „Otto-normal-Training“, auch bei der Feuerwehr, scheinen diese zu weit im Bereich der professionellen Fitness hineinzuragen. Besser wäre stattdessen eine Aufzählung, in welchen Lebensmitteln die benötigten Stoffe enthalten sind.

Etwas irritierend sind nicht oder erst später erklärte Fachbegriffe („Unilaterale Übung“, „Gegenbewegung“, „Isolationsübungen“, „loaded carrys“) oder ungenaue/missverständliche Formulierungen („Brennen der Muskulatur“). Für das Verständnis wäre an diesen Stellen ein wenig mehr Raum wünschenswert. Die beschriebenen Übungen können oft nicht ohne Hilfsmittel aus- und durchgeführt werden, d.h. der Gang in ein Fitnessstudio oder die Verfügbarkeit einer Turnhalle sind notwendig, ebenso wie ein geschultes Auge, das die Einheiten auf Richtigkeit analysiert.

Formal fallen in der 1. Auflage kleinere Fehler bei der Orthografie, Zeichensetzung und der Formatierung auf. Auch schwankt die Qualität der abgedruckten Bilder, von hochwertigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen bis hin zu abfotografierten Flipchartzeichnungen – dies ist sicherlich der Entstehungsgeschichte geschuldet (siehe Interview). Darüber kann man hinwegsehen, denn Brombeis bietet einen kompakten Überblick und findet eine Balance zwischen Theorie/Wissenschaft und dem praktischen Training. Auch gelingt es ihm eine Anleitung gegen alltägliche Beschwerden (Verspannungen, Schmerzen) ganzheitlich aufzulösen. Als Einstieg in das Thema Fitness (oder anders formuliert: Als Einblick in das, was einen erwartet) eignet sich das Buch „Feuerwehrfitness“ bestens, man darf dabei nur niemals vergessen, dass das Buch kein Selbstläufer ist. Einmal lesen und loslegen, liegt nicht im Sinne des Autors, sondern der Ratgeber soll ein Einstieg in begleitetes Training sein. Und, man muss nicht in der Feuerwehr sein, um den Ratschlägen und Übungen zu folgen, denn Tipps für ein gesünderes Leben sind immer zu gebrauchen.

Bibliografische Daten

Martin Brombeis: Feuerwehrfitness – Fit für jeden Einsatz. 1. Auflage. Selbstverlag. Lindau am Bodensee 2016.

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