Neu im Regal „Elektrischer Strom im Einsatz“ von Hanswerner Kögler und Ulrich Cimolino

Buchcover: Elektrischer Strom im Einsatz

„Ohne Strom müssten wir bei Kerzenlicht fernsehen“ lautet ein bekannter Aphorismus, der ziemlich schnörkellos ausdrückt, dass wir ohne elektrischen Strom hilflos wären. Elektrischer Strom ist allgegenwärtig und Pulsader unserer technischen Zivilisation. Doch auch wenn der Strom fließt und die TV-Geräte zum Flimmern, die Deckenlampe zum Leuchten und das Nudelwasser zum Kochen bringt, stellt der elektrische Strom für Feuerwehrangehörige eine besondere, nicht sichtbare Gefahr dar. Obwohl es in der Feuerwehr Unterweisungen und dergleichen mit Bezug zum Strom gibt, hält sich das Hintergrundwissen darüber, warum Vorschriften und Empfehlungen den Umgang mit der elektrischen Energie reglementieren, in Grenzen, es sei denn, man ist beruflich in dem Thema vertraut. Das Buch „Elektrischer Strom im Einsatz“, aus der Reihe Standard-Einsatz-Regeln schafft in Hinblick auf das für Feuerwehrleute erforderliche Hintergrundwissen Abhilfe.

Bei allen theoretischen Darlegungen stellen die Autoren immer den Bezug zur Technik in und Taktik der Feuerwehr her, sodass es unmittelbaren Praxisbezug hat. Aus der Darstellung von Grundgleichungen zeigen sie Besonderheiten, die z.B. beim Generatoreinsatz zu beachten sind (Blindströme). Tauchpumpeneinsatz, Beschaffung von und Verbrauchsberechnung für Stromerzeuger, Schutzschalter etc. sind ebenso Teil der Betrachtung. Besonders interessant ist der Abschnitt zum Scheinwerfereinsatz, der eine strategische Planung voraussetzt.

Nicht fehlen darf natürlich eine längere, umfassende Fachkritik an den Prüfmethoden und Testverfahren sowie der Hinweis, dass das Verbot des Schaumeinsatzes im Kontext Strom nicht nachvollziehbar ist.[1] So sehen die Autoren den Mindestabstand im Innenangriff als bloße Theorie, können aber zeigen, dass auch bei Nichteinhaltung der Abstände kaum Gefahr durch Strom droht.

Hinsichtlich Taktik und der Gefahren zeigen die Autoren deutlich, dass ohne Fachpersonal vor Ort kaum adäquate Hilfeleistung möglich ist.

Die Arten und der unterschiedliche Einsatz von Strom im Alltag unterziehen die Autoren einer Analyse, aus der sie die Gefahren und das Vorgehen ableiten. Hierzu geben sie viele Beispielrechnungen und interessante Hinweise zu Technik und Taktik im Kontext zu elektrisch getriebenen (Schienen-)Fahrzeugen. Natürlich geben die Autoren auch Tipps zum Vorgehen bei verschiedensten Wetterlagen (Sturm, Hochwasser, Frost, Hitze) und zeigen Anzeichen, aus denen der Feuerwehrmann Gefahren ablesen kann.

Fazit? Pflichtlektüre! Wer, wie der Rezensent, das letzte Mal gegen Ende der 1990er Jahre in der Schule mit dem Thema Strom aus technisch-wissenschaftlicher Perspektive konfrontiert war, wird mit dem Buch viel anfangen können, denn es eignet sich bestens zum Wiederauffrischen eigener Kenntnisse und verbindet das Ganze mit der Mitarbeit in der Feuerwehr, sodass ein unmittelbarer Nutzen gegeben ist.

Den geschichtlichen Abschnitt hätten die Autoren weg lassen und dafür die Grundalgen von Strom, Stromfluss und Widerstand noch breiter erklären können.

Zu Recht bemängeln die Autoren den fehlenden einheitlichen Grundwissensstand bezüglich des Stroms, doch gibt es sicherlich noch mehr technische Themen in der Feuerwehr, für welche die gleiche Aussage getroffen werden könnte.

[1] Vgl. hierzu: Volker Müller, Ulrich Schumann: Brandbekämpfung mit Schaum im Bereich elektrischer Anlagen, in: BRANDschutz. Deutsche Feuerwehr-Zeitung, 69. Jahrgang, 2015, Nr. 1, S. 18-21: Die Autoren beschreiben die Ergebnisse einer Versuchsreihe, die zur Änderung der DIN VDE 0132:2012-08 führte und die den Einsatz von HSR und DLS regelt.

Bibliografische Daten

Kögler, Hanswerner, Ulrich Cimolino: Elektrischer Strom im Einsatz. Aus der Reihe Standard-Einsatz-Regeln. Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg: ecomed Sicherheit 2014. 109 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-609-69719-2, EUR 16,99.

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