Ein Feuerwehrtaucher zeigt unter Wasser "Alles OK"

Ist bei den Feuerwehren auch in Zukunft alles in Ordnung?

„Wie kann sich „Feuerwehr in der Zukunft“ weiterhin sinnvoll und effektiv behaupten?“ [1] fragte ein Gutachten des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg 1991, das ich per Zufall bei einer Recherche gefunden habe. Aus Sicht eines Historikers und Feuerwehrmanns ist diese bald 25 Jahre alte Studie allein schon wegen ihrer auf die Zukunft gerichteten Fragestellung von Interesse, immerhin leben wir in dieser Zukunft. Wie soll es mit der freiwilligen Feuerwehr weitergehen? Wie soll/kann/muss man auf die verschiedenen Herausforderungen reagieren? Welche Lösungen gibt es? Noch heute, in der Gegenwart des Jahres 2014, stellen wir uns vielerorts die Frage nach der Zukunft, z.B. unter Agenda-Schlagworten wie „Feuerwehr 2020“.

Es zeigen sich einige Parallelen zwischen dem Damals und dem Heute. Um es kurz zu machen – für einige ist das ein alter Hut – die Argumente, die identifizierten Probleme[2] und die angeregten Lösungen sind nahezu identisch:

  • die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft,
  • veränderte Rollenverteilung,
  • steigende Freizeitangebote,
  • neue Aufgabenfelder für Feuerwehren und
  •  Spezialisierung sowie
  • die Demografie

Immer noch (oder wieder) verschleißen wir Zeit, Nerven und Argumente mit diesen Herausforderungen, ohne zu einem zielführenden Ergebnis zu kommen (oder kommen zu wollen). Stattdessen jammern wir und erinnern an die gute alte Zeit – die rückblickend nichts als Chimäre ist (damals gab es nämlich die gleichen Probleme).

Ein Feuerwehrtrupp erkundet ein brennendes Auto

Feuer löschen – ein Bild der Vergangenheit?

Lösungsansätze wie Absenkung der Standards wurden damals zu Recht ebenso verworfen, wie Mitgliedervergünstigungen zur Diskussion gestellt oder Identifizierung und Förderung von Potenzialen der Mitglieder genannt wurden. Zur Steigerung der Anzahl der Wehrzugehörigen empfahl man, Seiteneinsteiger zu werben, Neubürger sowie verstärkt Frauen und Migranten (!) anzusprechen. Gerade die beiden letztgenannten Punkte sind in der Welt des Jahres 2014 immer noch hehrer Wunsch. Nur zögerlich treten diese beiden Gruppen in die Feuerwehr ein. Warum? Auch das Mittel Vergünstigungen geistert immer wieder durch die Stuben, ohne realiter wirksame Remedur zu sein.

Das führt zu einem anderen Punkt, den die Studie damals in schönem, kryptischem Politikersprech mit „Attraktivitätssteigerung“ umschrieb. Ich beziehe den Begriff mal in den Kontext Image ein. Das Image der Feuerwehren, nun ja, ist vielerorts nicht das, was es sein sollte, insbesondere dann, wenn der Faktor „Menscheln“ ins Spiel kommt. Sicher die Feuerwehr sollte ein Spiegel der Gesellschaft sein, nur muss die Feuerwehr dies selbst wollen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Und das fängt auch mit interner Öffentlichkeitsarbeit und Motivation an. Der Ton macht die Musik. Aus dieser Perspektive scheint die Feuerwehr 2014 stellenweise nicht weiter als 1991 zu sein.

Wenn auch nur selektiv wiedergegeben, stellt sich mir vor dem Hintergrund der Quelle die Frage, was haben die Feuerwehren getan? Das Wissen um die Herausforderungen ist seit Jahrzenten bekannt. Einfach zu sagen, man habe von nichts gewusst, zeugt nicht nur von einer gewissen Naivität und Dummheit, sondern offenbart einen sehr starken Problemverdrängungsreflex und Hang zu selektiver Wahrnehmung. Weiterwurschteln, weil’s schon immer geklappt hat, und „mir des nie anders g’macht hen?“

Feuerwehmann löscht mit Schaum ein Auto

Irgendwann alleine im Einsatz?

Ich möchte das damalige Gutachten keineswegs glorifizieren, einige Passagen kommen selbst mir befremdlich vor, aber treffend hieß es „Die Feuerwehr kann sich diesen zukünftigen Entwicklungen nicht verschließen.“[3] Ich habe den Eindruck, dass aber genau das immer noch passiert, denn sonst würden wir die jahrzehntealten Argumente, einem Dogma gleich, nicht immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, und mit dem Finger auf andere zeigen, bevor man das eigene Haus angemessen bestellt. Einfach mal lesen, drüber nachdenken und mit den örtlichen Verhältnissen vor Ort vergleichen.

Endnoten

[1] S. 5
[2] Kleine Bemerkung am Rande: Damals – 1991 – sah man die Verkürzung der Wochenarbeitszeiten als Problem.
[3] S. 5