Interview mit Gabriel Freinbichler von wasserkarte.info

Übersichtskarte von wasserkarte.info

Ausschnitt einer Übersichtskarte mit Google Maps als Kartenanbieter. Die verschiedenen Farben der Marker legen den Verwendbarkeitsstatus fest (verwendbar, eingeschränkt verwendbar, nicht verwendbar). Quelle: Wasserkarte.info

Wasserkarte.info stellt ein kostenloses Hilfsmittel bei der Erstellung und Visualisierung von Wasserentnahmestellen dar. Die Software verarbeitet hierzu neben Standortdaten auch Höhenprofile, sodass sich für exponierte Objekte die Wasserförderung über lange Wegstrecke im Voraus berechnen lässt. Einem größeren Kreis bekannt, wurde das Projekt wasserkarte.info durch eine Meldung auf dem Online-Portal heise.de. Auch das Feuerwehr Weblog berichtete bereits.

Im Interview erzählt Gabriel Freinbichler, wie er auf die Idee online gestützter Wasserentnahmekarten kam, auf welche Technik und Daten er setzt und was er für die Zukunft mit seinem Projekt plant.

Bild von Gabriel Freinbichler von der Feuerwehr Aschach

Gabriel Freinbichler von der Feuerwehr Aschach ist der Kopf hinter wasserkarte.info. Quelle: Wasserkarte.info

Zur Person

Gabriel Freinbichler, 22 Jahre, studiert an der JKU Linz Wirtschaftsinformatik. Er ist Angehöriger der freiwilligen Feuerwehr Aschach/Donau (Oberösterreich) und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und EDV. Außerdem ist er Lotsen- und Nachrichten-Zugskommandant und somit auch für Wasserkarten zuständig.

„Wie kann ich diese Arbeit leichter machen?“

Löschwasserförderung über lange Wegstrecke

Löschwasserförderung über lange Wegstrecken. Auf dem Ausdruck sind alle wichtigen Daten und die Pumpenstandorte übersichtlich dargestellt. Quelle: wasserkarte.info

Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Anwendung für digitale Wasserkarten zu erstellen? Hattest Du ein konkretes Problem in Deiner Feuerwehr zu lösen?

Ich bin in der Feuerwehr Aschach/Donau (Österreich) für die Verwaltung der Wasserentnahmestellen zuständig. Bei der Aktualisierung unserer Wasserkarte habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich diese Arbeit leichter machen kann. Die Anwendung programmierte ich ursprünglich nur für unsereFeuerwehr. Bei Gesprächen stellte sich heraus, dass tatsächlich Bedarf an einer solchen Anwendung bei anderen Feuerwehren besteht. Das Feedback zeigte mir, dass die Veröffentlichung eine richtige Entscheidung war.

Du hast mehrere Auszeichnungen für Dein Projekt erhalten, u.a. hast Du den 3. Platz beim oberösterreichischen EDISON-Wettbewerb belegt. Entwickelst Du die Anwendung alleine oder hast Du Unterstützer – in technischer wie finanzieller Hinsicht?

Die Anwendung wird von mir selbst weiterentwickelt. Axel Guckelsberger und Nicolas Berens sind Unterstützer der ersten Stunde. Axel unterstützt mich durch sein umfangreiches Wissen im Bereich der Entwicklung. Nicolas kümmert sich um die technische Infrastruktur.

Mein Projekt bekommt darüber hinaus Unterstützung von verschiedenen Seiten. Einer der wichtigsten Unterstützer ist der IT-Dienstleister ITandTEL, der die notwendige Infrastruktur bereitstellt.

Auch das Feuerwehrmagazin Brennpunkt und die Landesfeuerwehrschule Oberösterreich sind wichtige Unterstützer.

Verfolgst Du einen kommerziellen Plan mit Deinem Projekt, sprich, hast Du ein Geschäftsmodell oder ist das ganze Open Source? Der Registrierungszwang lässt zumindest den Schluss zu, dass Du einen Schritt in Richtung Geschäft gehen könntest.

Im Vordergrund steht auf jeden Fall das Ziel, die Feuerwehren bei der Einsatzvorbereitung zu unterstützen. Natürlich kann ich auch viel Neues lernen und so mein Wissen erweitern.

Die Pflicht zum Anlegen eines Accounts führte ich ein, um jedem Nutzer einen eigenen, abgeschotteten Bereich anbieten zu können. Dadurch ist sichergestellt, dass keine Testdaten oder veraltete Informationen bei anderen Nutzern zur Anzeige kommen. In Kürze veröffentliche ich ein Freigabesystem, um die erfassten Wasserentnahmestellen auch für andere Nutzer freigeben zu können.

Die komplette Technologie ist nicht Open Source, ein Teil davon ist jedoch in ModuleStudio integriert. Basis für die Anwendung ist das Web Application Framework Zikula. Die benötigten Module wurden durch modellgetriebene Entwicklung mit ModuleStudio programmiert. Das Open Street Map-Kartenmaterial wird auf eigenen Servern gerendert.

Startseite von wasserkarte.info. Quelle: wasserkarte.info

Startseite von wasserkarte.info. Quelle: wasserkarte.info

Ohne lange Vorbereitung direkt mit dem Erfassen beginnen“

Registrieren, hochladen, loslegen – auf Deiner Homepage klingt alles ziemlich simpel. Welche technischen und rechtlichen Voraussetzungen muss ich vorab klären, welche Daten muss ich besorgen? In welchem Format müssen diese Daten vorliegen? Vor allem, welchen Zeitfaktor muss ich für die Erstellung einer eigenen Wasserkarte einkalkulieren?

Grundsätzlich kann man ohne lange Vorbereitung direkt mit dem Erfassen der Wasserentnahmestellen beginnen. Im Idealfall liegen die Daten bereits irgendwo digital vor, dann lassen sich diese Daten in den meisten Fällen importieren. Dadurch lässt sich viel Zeit sparen.

Der Zeitaufwand für die Erstellung der Wasserkarte hängt von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger Aspekt ist die Anzahl der Wasserentnahmestellen, die zu erfassen sind, und der Detaillierungsgrad der eingetragenen Daten. Werden alle Datenfelder ausgefüllt und wird jede Wasserentnahmestelle fotografiert, muss man natürlich mit mehr Zeit rechnen. Liegen alle relevanten Daten und Fotos gut aufbereitet vor, ist die Eingabe an sich schnell erledigt. Aktualisierungen von bestehenden Daten sind in wenigen Augenblicken erledigt.

Startseite nach dem Einloggen auf wasserkarte.info. Quelle: wasserkarte.info

Startseite nach dem Einloggen auf wasserkarte.info. Alle Funktionen werden übersichtlich dargestellt. Quelle: wasserkarte.info

Wie sieht es aus, wenn ich Google Maps nutzen möchte?

Nutzer können in den Einstellungen zwischen verschiedenen Kartenanbietern auswählen. Derzeit lassen sich Open Street Map, Google Maps oder in Österreich die digitale Verwaltungsgrundkarte verwenden. Bei Verfügbarkeit einer entsprechenden Schnittstelle lassen sich auch andere Kartendienste einbinden.

Beispiel für eine Übersichtskarte mit OpenStreetMap.

Beispiel für eine Übersichtskarte mit OpenStreetMap. Quelle: wasserkarte.info

Welche Resonanz hast Du in den letzten zwei Jahren erhalten? Wo wird Dein System in der Praxis bereits eingesetzt, wie viele Nutzer, aber auch Interessierte gibt es?

Auf wasserkarte.info sind mittlerweile mehrere Tausend Nutzer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum registriert. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen mir, dass die Anwendung und die erstellten Datenblätter praktischen Nutzen in Feuerwehren unterschiedlicher Größen finden.

Einstellen von Daten.

Nach dem ersten Login werden die Grundeinstellungen festgelegt. In diesem Schritt wird auch der Standard-Kartenausschnitt festgelegt. Quelle: wasserkarte.info

„Ich versuche die Wünsche so weit wie möglich zu erfüllen“

Sind die bisher gesammelten Erfahrungen in die Weiterentwicklung eingeflossen? Und um den Bogen etwas weiter zu spannen, wie stellst Du Dir die nächsten Entwicklungsschritte vor?

Das Feedback der Nutzer ist ein wichtiger Punkt bei der Weiterentwicklung. Ich versuche die Wünsche so weit wie möglich zu erfüllen, um den Feuerwehren eine effizientere Einsatzvorbereitung zu ermöglichen. Der nächste Schritt ist die Fertigstellung der Feuerwehrnavigation. Auf der Roadmap stehen noch viele weitere Funktionen, aber auch völlig neuartige Angebote. Also gespannt bleiben und wasserkarte.info auf Facebook oder Twitter folgen.

Erfasste Wasserentnahmestellen in einem Gebiet.

Erfasste Wasserentnahmestellen in einem Gebiet. Quelle: wasserkarte.info

Derzeit setzt Du auf „Papier“, indem Deine Software PDF-Dateien erstellt, die ausgedruckt auf die Fahrzeuge kommen. Soll es auch mobile Anwendungen, Apps, für Navigationsgeräte, Smartphones, Tablets oder Panel-PCs geben? Ist eine mobile, für operative Zwecke geeignete Anwendung nicht allein deshalb besser, weil die Daten ad hoc berechnet werden?

Darstellung derLage eines Unterflurhydranten.

Beispiel für ein Datenblatt für einen Unterflurhydranten. Es werden automatisch Informationen zu vier umliegenden Wasserentnahmestellen ergänzt. Quelle: wasserkarte.info

Es soll in nächster Zeit eine Möglichkeit geben, alle erfassten Wasserentnahmestellen auf ein Navigationsgerät zu überspielen. Eine App für Smartphones und Tablets entwickle ich zurzeit ebenfalls. Auf den Datenblättern sind aber bereits jetzt QR-Codes eingefügt, um so in Zukunft eine schnelle Datenwartung zu ermöglichen.

Siehst Du nicht die Gefahr, dass der Feuerwehrmann sich zu sehr auf die Software verlässt und Basiswissen verlernt? Bestandteil jedes Maschinistenlehrgangs ist doch genau die ad hoc Berechnung dieser Daten. Ähnlich verhält es sich mit dem Lesen von Karten und Höhenprofilen.

Grundsätzlich sollte Technik die Nutzer bei der Anwendung von Basiswissen unterstützen. Meine Plattform macht aber auch deutlich, dass automatisch berechnete Daten von Hand zu überprüfen sind. Weil die Wartung der Daten im Gegensatz zu beispielsweise mit der Hand gezeichneter Karten weniger Aufwand zeitigt, stehen auch für Schulungszwecke immer aktuelle Daten zur Verfügung.

Detailseite eines Hydranten

Detailseite eines Hydranten. Quelle: wasserkarte,info

Danke Gabriel für das Interview, das Stefan Cimander für www.feuerwehr-weblog.org führte.