tiltshift

TiltShift am Münchner Flughafen

Vielleicht kann sich der eine oder andere an den Tilt-Shift-Artikel im FWnetz erinnern. Dabei geht es um Bildmanipulation, um Echtwelt aussehen zu lassen wie im Miniatur-Wunderland aufgenommen.

Um das Ganze ein wenig zu abstahieren: es wird nur ein kleiner Abschnitt, eine Ebene im Fokus gezeigt; der Rest verschwimmt im Gaußschen Weichzeichner. Und so verhält es sich eben auch im Web.

Auslöser dieses Gedanken ist der Beitrag „2013: Das Web zurückerobern“ bei Spreeblick. Grundthese ist, das wir uns immer weiter vom offenen Internet hin zu so genannten Walled Gardens, also geschlossenen Bereiche, bewegen. Bestes Beispiel ist Facebook: ab durch das Login-Tor, aber alles andere findet dort drin statt. Die Gefahr: man begibt sich immer mehr in geschlossene Hände.

Spulen wir richtig weit zurück, so in die 90er. AOL und CompuServe? Ummauerte Gärten waren das Web 0.1. Dann wurde es offener, irgendwann war dann auch Mitte der 00er Blog-Hochkunjunktur. Nur: damals gab es keine Tablets, keine Smartphones. Eigentlich gar nicht so lange her.

Jetzt ist das Konsumverhalten ein völlig anderes, und sieht man sich die Postingfrequenz der von damals übrig gebliebenen Blogs an, die Generierung von Inhalten ebenso anders. Dünner, seichter, soforter. Bild gemacht und hopp, damit auf Instagram, Facebook, Twitter, Whatsapp und was es noch alles gibt.

Der eigene Fokus-Nucleus ist zu Multi-Nuclei mutiert. Morgens RSS feeds durchlesen – und sonst nix. Das war mal.

Tilt-Shift: Fokus auf das jetzt. Facebook (um das herausragende Beispiel) zu nennen ist voll mit Feuerwehr-relevanten Gruppen. Die meisten grauenhaft, einige sehr gut. Viele Unternehmen, Interessensgruppen, Ausbilder, Feuerwehren haben eine Community dort aufgebaut. Doch: Informationen sind dort alles andere als für die Ewigkeit:

Heutzutage vergraben wir unsere kurzen Gedanken und Links in der Twitter-Wüste, unauffindbar nach nur wenigen Tagen (Spreeblick)

Schon mal versucht, nach alten Informationen zu suchen? Fertig, vorbei. Alles im Gaußschen Weichzeichner verschwunden.

Es geht nicht darum, Facebook und Komparsen zu verteufeln. Sie sind eine natürliche Weiterentwicklung. Doch es wird ein Gegengewicht benötigt. Informationen sind der Kern unserer Evolution, schliesslich spricht man vom Informationszeitalter. Diese Evolution ist nur Möglich, wenn Informationen offen und verfügbar sind, und nicht der Willkür von Aktionären ausgesetzt. Dann ist es aus meiner Sicht schnell vorbei.

Somit kann mich mich uneingeschränkt dem Aufruf anschliessen: Lasst uns das Web zurückerobern.